EINER SIEHT MICH

Keiner will gern übersehen werden. Als Kind wurde ich in einer Einkaufsschlange übersehen und kam nicht dran. Ich hätte heulen können vor Wut, Scham und Enttäuschung.

Hagar erging es viel schlimmer. Es ging um ihr Leben! Eben schien sie noch hoch angesehen: Die Sklavin der Hausherrin wurde zur Geliebten des Hausherrn. Sie sollte Mutter des Stammhalters werden. Eine wunderbare Karriere? Oder sexueller Missbrauch? Abram und Sarai, ihre „Besitzer“, wollten selbst dafür sorgen, dass Gottes Versprechen Wirklichkeit wird. Ein Sohn musste her! Die Sklavin schien gut genug für diese gott-lose Idee. Sie wurde schwanger – aber nicht geliebt. Die schwangere Sklavin zerbricht am Glaubenszweifel ihrer Besitzer und flieht. Das Opfer der Zweifler wäre fast zum Opfer der Wüste geworden. Gerade dort wird sie gesehen, angesprochen, ermutigt und erkennt: Sie ist dem Gott begegnet, der sie sieht, der sie mit Namen kennt, der ihrem Leben Hoffnung und Perspektive gibt.

Sie bekennt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) Glücklich sind Mensch mit dieser Erfahrung: gesehen und angesprochen zu werden. Selig ist der Mensch, der eine solche Gottesbegegnung erlebt. Seit mehr als 100 Jahren haben Menschen in den Gästehäusern Friedensburg und Felsengrund ähnliche Erfahrungen gemacht. Wir vertrauen darauf, dass Gäste, Mitarbeitende und Verantwortliche auch in Zukunft erleben: Gott hat uns im Blick. Er sieht uns, unsere Pläne und Projekte, unsere Fluchten, unsere Umkehr, unsere Heimkehr. Gott sieht alle unsere Wege, Worte und Gedanken. Gott kennt uns und spricht uns an. Weil er uns sieht, haben wir Leben und Zukunft.

In diesem Sinne wünschen wir allen Gästen, Freunden und Mitarbeitenden Gottes Begleitung und Segen für 2023!

Kirsten Münch, Matthias Börner und Thomas Günzel

Stiftungsvorstand